Luxemburger Wort, Juni 2016
Es ist immer wieder erstaunlich festzustellen, dass Vertreter von Parteien, die jahrzehntelang ein ungezügeltes Wachstum, den Individualverkehr und eine inexistente Stadt- und Landesplanung betrieben haben, heute mit dem Finger auf die zeigen, die Verantwortung übernehmen und nachhaltige Lösungen zu finden versuchen.
Nach intensiver Vorarbeit wurde der Flächennnutzungsplan (PAG) der Stadt Luxemburg Ende April vom Gemeinderat angenommen. Durch den rasanten Anstieg der Bevölkerung und der Zahl der Arbeitsplätze sowie die weltweit völlig einzigartige Pendlersituation steht unsere Hauptstadt vor großen Herausforderungen.
Um die Mobilität und den urbanen Raum in der Stadt zu verbessern wurde 2014, nachdem es 20 Jahren lang versäumt wurde, der Bau der Straßenbahn beschlossen. Neben der bereits beschlossenen Strecke, sind im PAG Korridore für den Ausbau der Tram nach Kockelscheuer und Hollerich eingetragen. Entlang der gesamten Strecke werden übrigens auch gesicherte Fahrradwege gebaut, denn bekanntlich ist kein anderes Verkehrsmittel als das Fahrrad derart geeignet, die vielen kurzen Wege innerhalb der Stadt schnell zurückzulegen. Indem das bereits ehrgeizigste Parkraummanagement des Landes mit dem neuen PAG nochmals verschärft wurde, soll die Zunahme des Verkehrs durch Autos in der Stadt weiter gebremst werden.
Mit dem neuen PAG der Stadt Luxemburg, wird auch mehr Wohnraum geschaffen und zwar ganz im Sinne einer Stadt der kurzen Wege prioritär entlang der Hauptentwicklungszentren Kirchberg, Zentrum, Bahnhof, Ban de Gasperich, Porte de Hollerich und Route d’Arlon. Statt weiter zu zersiedeln und das Verkehrsproblem zu verstärken wird die Bebauung zahlreicher leerstehender Flächen und alter Industriebrachen im städtischen Raum gefördert, so etwa mit den Teilbebauungspläne (PAP) Paul Wurth/Van Landewyck, Porte de Hollerich oder Villeroy&Boch.
Da die Lebensqualität im Vordergrund steht, bleibt auch mit dem neuen Flächennutzungsplan über die Hälfte des Territoriums der Stadt Luxemburg Grünfläche. Der „Bauperimeter” wurde nicht ausgeweitet, da noch ein Verdichtungspotential über 500 ha vorhanden ist. Dank neuer PAP’s und den damit verbundenen neuen Parks, Spielplätze und renaturierten Bäche, soll der Anteil der Grünfläche sogar noch deutlich erhöht werden.
Mit dem neuen PAG sind übrigens ein Drittel der Häuser in der Stadt Luxemburg geschützt. Somit entwickelt sich die Hauptstadt im Respekt mit der bestehenden Bausubstanz weiter, die Seele der bestehenden Viertel bleibt erhalten und eine weitere Zunahme des Verkehrs wird verhindert.
Statt den Kopf in den Sand zu stecken, wird mit dem neuen PAG versucht nachhaltige und lösungsorientierte Antworten auf die komplexen Herausforderungen zu geben damit die Lebensqualität in der Hauptstadt für alle Einwohner und Besucher erhalten und ausgebaut wird.
François Benoy
Gemeinderat der Stadt Luxemburg
Präsident der Urbanismuskommission