Das 21. Jahrhundert ist nicht nur durch einen wachsenden Mobilitätsbedarf gekennzeichnet, sondern vor allem durch eine zumehmende Vielfalt an Mobilitätsformen. Wenngleich das Auto in medial aufpolierten Autofestivals noch regelmässig im Fokus steht, erlebt die Mobilität, wie wir sie jahrzehntelang praktiziert haben, derzeit eine historische Zäsur.
Zwar bot das rezente Autofestival wieder eine willkommene Gelegenheit, sich über die optimale Motortechnik ins Bild zu setzen. Jedoch greift die Frage nach Benzin, Diesel, Gas, Hybrid, Elektro oder Wasserstoff zu kurz. Nötig ist ein regelrechtes Umdenken und Umsteigen in Punkto Fortbewegung.
Was vor uns liegt, ist ein multimodales Zeitalter. Wenn heute von der Zukunft der Mobilität die Rede ist, geht es nicht länger nur um räumliche Fortbewegung, um Verkehrsmittelnutzung, neue Antriebsformen und Fahrzeugfunktionen. Wer heute von Mobilität spricht, denkt an Multimodalität und ruft damit gleichzeitig Begriffe wie Nachhaltigkeit, zeitgemäße Infrastrukturen und emissionsfreie Mobilitätskonzepte auf den Plan. Und wohlverstanden ändert auch die modernste Technik nichts an der hausgemachten luxemburger Verkehrs- und Mobilitätssituation, welche das Auto immer öfter zum Hindernis werden lässt.
Während die Mobilitätsbedürfnisse weiter steigen, wächst zum Glück auch das Bewusstsein, dass die Zukunft der Fortbewegung nicht zwingend vom Auto abhängig sein muss. Nicht die einst so hoch geschätzte grenzenlose Freiheit des Privatautos bestimmt die mobile Gesellschaft von morgen, sondern die Art der Fortbewegung und wie wir tatsächlich am besten ans Ziel kommen. Denn wenn wir nichts als den Motor austauschen, dienen wir zwar der Luftqualität, der Gesundheit und dem Klima, erreichen aber nichts in Sachen Mobilität und Fortbewegung. Auch Wagen mit sauberen Motoren landen wie alle anderen im täglichen Stau.
Da sich vor allem in Stoßzeiten kaum noch etwas bewegt, besteht die eigentliche und größte Herausforderung folglich nicht nur in der Verringerung der Anzahl von klima- und gesundheitsschädlichen Verbrennungsmotoren. Um ans Ziel zu kommen, braucht es ein sinnvolles und gut funktionierendes Arsenal an Alternativen, die den Besitz des Privatautos mit der Zeit überflüssig machen und den Menschen die Wahl lassen. Dazu gehören flexible Carsharing-Angebote und Fahrgemeinschaftssysteme, aber vor allem durch sichere Rad- und Fußgängerwege ergänzte öffentliche Nah- und Fernverbindungen.
Dieser Mobilitätsmix wirkt sich nicht nur positiv aufs Portemonnaie aus. Positiv ist auch der Gewinn an Freiheit, Umweltschutz und Gesundheit. Wird nur noch eine geringe Zahl aller Wege mit dem Auto zurückgelegt, aber jeweils ein großer Prozentsaz mit dem Rad, zu Fuß, mit Tram, Bus oder Bahn, verringern sich die gesundheitsschädlichen Stickoxid- und Feinstaubemissionen ums Vielfache. Multimodalität ist daher nicht nicht nur aus Klimaschutzgründen unerlässlich. Nachweislich bedeutet sie auch unverzichtbaren Gesundheitsschutz und Wohlbefinden, indem sie den Menschen die Städte und Dörfer als wertvolle und unbelastete Begegnungsräume zurückgibt.
Dank einer ambitiösen Politik und hohen Investionen kommen wir Schritt für Schritt weiter. Die Mobilität von morgen befindet sich bereits seit Jahren im Aufbau. 2020 wird der Weg in ein klimaneutrales multimodales Zeitalter fortgesetzt und mit tragenden Elementen ergänzt!
Josée Lorsché & François Benoy, Abgeordnete déi gréng
Zu Gast im Lëtzebuerger Land, 14.02.2020